Simon Marius wiederentdeckt
Fränkischer Astronom entdeckte Jupitermonde
Marius-Portal

Der markgräfliche Hofastronom Simon Marius wird erstmals vollständig dokumentiert. Alle Werke, Sekundärliteratur, Presseberichte, Vorträge und Internetseiten werden unter der Adresse www.simon-marius.net nachgewiesen und, wo zulässig, angezeigt. Feierlich eröffnet wurde das Marius-Internetportal am 18. Februar 2014 im Staatsarchiv Nürnberg.

Simon Marius (1573 – 1624) entdeckte in Ansbach zeitgleich mit Galileo Galilei die vier großen Jupitermonde, publizierte seine Ergebnisse aber erst in Nürnberg 1614 im Mundus Iovialis, der damit im Jahr 2014 auf 400 Jahre zurückblicken kann.

Die Nürnberger Astronomische Gesellschaft hatte mit Partnern in Ansbach, Bamberg, Erlangen, Gunzenhausen, Ingolstadt und Nürnberg das „Simon-Marius-Jubiläum 2014“ ausgerufen. Es entwickelten sich Vorträge, eine Tagung, Publikationen und insbesondere ein zentrales vielsprachiges Portal, das die Literatur von und über Marius zusammenführt und der internationalen Wissenschaft wie auch interessierten Bewohnern der Region verfügbar macht.

Das Projekt wurde ideell unterstützt von der Hochschule Ansbach, der Universität Erlangen-Nürnberg, der Technischen Hochschule Nürnberg, der Universität Würzburg und dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin. Finanzielle Förderer kamen aus Wirtschaft und Kultur.

Marius Porträt

Simon Marius im Alter von 42 Jahren, also im Jahr der Veröffentlichung Mundus Iovialis (1614).
Die Attribute weisen ihn als Mathematiker, Arzt und Astronomen aus.

Marius historischer Geburtsort Gunzenhausen

Ansichtskarte aus dem Jahre 1979 mit Motiv des historischen Gunzenhausen zu Zeiten von Marius

Nachwort zur Rezeptionsgeschichte

Philatelie

Philatelistisch belegbar ist Simon Marius seit 1979, als ein Sonderstempel durch den Philatelisten Club in Gunzenhausen, dem Geburtsort von Marius, initiiert wurde. Derselbe Verein entwarf 2014 eine Briefmarke Individuell zu 60 Cent zusammen mit einem Sonderstempel. Mehrere Schmuckumschläge erschienen.

Sonderstempel Gunzenhausen 1979 Briefmarke Individuell Marius Sonderstempel Gunzenhausen 2014
Sonderstempel Gunzenhausen 25.10.1979, Briefmarke Individuell 2014, Sonderstempel Gunzenhausen 18.2.2014
Zum Jahresanfang 2014 kündigte die Deutsche Post eine Mappe zu Ehren des 450. Geburtstag Galileis an. Galilei würde diese Mappe als „viel zu leicht“ kommentieren. Statt selbst eine Marke herauszugeben, legte die Deutsche Post eine italienische Marke hinein. Das sieht doch sehr danach aus, in letzter Sekunde auf einen abfahrendenden, thematischen Zug zu springen. Leider erschien immer noch keine Galileo Galilei Marke in Deutschland. Zwar gibt es einen Blockrand mit Bezug auf das Werk von Brecht „Das Leben des Galilei“, DDR, aber keine eigene Marke, noch nicht einmal zu einer Gemeinschaftsausgabe mit Italien reichte es!

Wer in seiner Ausgabenpolitik Galilei so vernachlässigt, dem kommen beinahe auch Fehler unter. In der Ankündigung vom Januar 2014 prangte auf dem Titelblatt des geplanten Gedenkblatt „450. Geburtstag Galileo Galilei“ das Sterbejahr 1641. Aber zu der Zeit galt bereits in den katholischen Ländern wie Italien der Gregorianische Kalender und nach dem verstarb er am 8.1.1642 (nach Julianischem Kalender 29.12.1641).

Ende Mai 2014 lieferte die Versandstelle der Deutschen Post die im Januar angekündigte Mappe, enthaltend die aktuelle Galilei-Marke aus Italien (erschienen 5.4.2014), Copernicus-Marke aus der Bundesrepublik (19.2.1973), Kepler-Marke aus der Bundesrepublik (7.5.2009), Newton-Marke aus der Bundesrepublik (14.1.1993). Die Markenauswahl ist geschickt gewählt, rahmt sie doch den Zeitabschnitt ein, der diesem Artikel zugrunde liegt. In der Zwischenzeit gab es wohl ein Einsehen der Deutschen Post und die Ausgabe der Mappe erfolgte mit richtigem Galilei-Sterbedatum (laut gregorianischem Kalender).

Das Porträt von Marius erschien 2014 auf einer Marke individuell. Das Porträt im Schmuckzudruck zeigt Marius im Alter von 42 Jahren, also im Jahr der Veröffentlichung seines „Mundus Iovialis“ (1614). Die Attribute weisen ihn als Mathematiker, Arzt und Astronomen aus.

„Mundus Iovialis“ (1614) – Das Gunzenhausener Exemplar

Vor 400 Jahren publizierte Simon Marius seine Entdeckungen in dem Werk „Mundus Iovialis“ (Die Welt des Jupiters). Die Titelseite war nicht mehr in gotischer Schrift des Mittelalters, sondern in der mit dem frühen Buchdruck modern gewordenen Schriftart Antiqua gesetzt. Das Buch wurde im Jahre 1986 in einem Hamburger Antiquariat entdeckt und durch Herrn Böhlein, den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Gunzenhausen, für 20000 DM angekauft. Bisher sind weltweit fünfundzwanzig Exemplare des "Mundus Iovialis" bekannt.

Sein Hauptwerk (39 Blatt im Quart-Format) erschien bei Johann Lauer in Nürnberg, dessen Schwiegersohn Marius war.

Asteroid Marius

2014 wurde dem Entdecker der Jupitermonde selbst am Himmel ein Denkmal gesetzt: Die Internationale Astronomische Union (IAU) hat einen Planeten nach dem fränkischen Astronomen benannt - wenn auch nur einen sehr kleinen.

Der Asteroid "1980 SM" wird künftig "7984 Marius" heißen, wie die IAU mitteilte. Der Kleinplanet befindet sich im Hauptgürtel zwischen Mars und Jupiter, knapp 395 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Seine Geschwindigkeit beträgt durchschnittlich 7,57 km/s. Entdeckt hatte ihn am 29. September 1980 die tschechische Astronomin Zdeòka Vávrová.

"Die Anerkennung durch die Internationale Astronomische Union ist eine große Ehre für den fränkischen Astronomen, dessen Hauptwerk "Mundus Iovialis" vor vierhundert Jahren erschien. Dort beschreibt er die Entdeckung der Jupitermonde, die Galileo Galilei und Simon Marius im Januar 1610 erstmals sahen", so Pierre Leich von der Nürnberger Astronomischen Gesellschaft.

DAS Marius-Portal

Seit Februar 2014 ist ein vielsprachiges Marius-Portal freigeschaltet, das alle elektronischen Quellen (Werke, Sekundärliteratur, Internet, Vorträge) zusammenführt und der internationalen Wissenschaft wie auch Interessierten verfügbar macht. Dieses Archiv diente auch als Grundlage für diesen Artikel. www.Simon-Marius.net

Leben und Werk von Simon Marius in der Übersicht

1573 am 10. Januar geboren in Gunzenhausen
1586 Ausbildung an der Fürstenschule Heilsbronn bis 1601
1596 Beschreibung des Kometen dieses Jahres
1599 Tabulae Directionum Novae
1601 Medizinstudium in Padua bis 1605; zeitgleich mit Galilei
1601 Besuch bei Tycho Brahe in Prag: Bekanntschaft mit David Fabricius und Johannes Kepler
1604 Beobachtet er eine Nova
1605 Hofastronom in Ansbach bis 1624
1606 Hochzeit mit Felicitas Lauer, der Tochter seines Nürnberger Verlegers Hans Lauer (1560-1641)
1609 Nutzt seit Sommer „belgisches Fernrohr“
1610 Entdeckt im Januar zeitgleich mit Galilei die Jupitermonde und beobachtet im folgenden Winter Phasen der Venus
1610 Die ersten sechs Bücher „Elementorum Euclidis“ erscheinen
1611 Erkennt im November die Neigung der Äquatorialebene der Sonnenflecken
1612 Entdeckung des Andromedanebels
1614 Mundus Iovialis
1618 Beobachtet Kometen
1619 Vermutet erstmals Periodizität der Sonnenflecken
1624 Gestorben am 26. Dezember in Ansbach
1625 Gründliche Widerlegung der Position Circkel Claudij Ptolemaei
1903 Rehabilitierung durch J.A.C. Oudemans und J. Bosscha: Galilee et Marius
1916 Übersetzung des Mundus Iovialis ins Englische durch Arthur Octavius Prickard
1942 Ernst Zinner: Zur Ehrenrettung des Simon Marius
1988 Übersetzung des Mundus Iovialis ins Deutsche durch Joachim Schlör
2014 Herausgabe des Marius-Portals durch Pierre Leich

Eckehard Schmidt